Gesprächskreis pflegender Angehöriger –
eine Einführung

Liebe pflegende und betreuende Angehörige, liebe Gemeindemitglieder!

Das Durchschnittsalter der Bevölkerung nimmt zu und damit die Zahl der Pflegebedürftigen. 2,1 Millionen Menschen in Deutschland sind pflegebedürftig. 1,3 Millionen Menschen werden zu Hause gepflegt. Aber auch die Pflegenden und Betreuenden brauchen Unterstützung, damit die Pflege- und Betreuungslast sie nicht überfordert oder gar krank macht.

Seit 1997 gibt es in unserer Gemeinde den Gesprächskreis für pflegende und betreuende Angehörige als geleitete Selbsthilfegruppe. Einmal im Monat tauschen wir uns über diese Lebenslage aus, in die viele von uns geraten können.

Pflegebedürftigkeit ist selten planbar. Eine schwere, oft unerwartete Krankheit kann der Auslöser sein und Ihr Leben von heute auf morgen verändern. Die meisten pflegenden und betreuenden Angehörige werden in die Aufgaben hineingeworfen und können sich erst nach und nach kundig machen und an den Anforderungen wachsen. Dann werden sie meist zu wahren Organisationstalenten.

Rollenwechsel

Schwer tun sich viele Pflegebedürftige und Pflegende mit dem Rollenwechsel, der nicht ausbleibt, wenn ein Partner vom anderen abhängig wird. Ein bisher Ton angebender Partner fühlt sich jetzt in der Abhängigkeit hilflos und kämpft vielleicht sogar gegen die Pflege an. Eine bisher umsorgende Mutter muss sich nun füttern und waschen lassen.

Schwierig ist die Situation, wenn der Partner sich im Wesen verändert.

„Er ist so anders geworden, wie ein Fremder. Wir können gar nichts mehr miteinander besprechen, weil er nichts mehr versteht. Wenn ich so mit allen Entscheidungen alleine dastehe, bin ich wütend und traurig“, sagt Frau H. und einige in der Gruppe bestätigen ähnliche Erlebnisse.

„Wenn ich mehrmals in der Nacht aufstehen musste, um meiner Frau zu helfen, finde ich keinen erholsamen Schlaf mehr. Und dann ist sie nicht einmal dankbar, immer fordert sie und nichts scheine ich ihr recht machen zu können.“, erzählt Herr B. Andere haben solche Situationen ebenfalls schon erlebt.

Alle sind sich einig, dass Pflegende auch Auszeiten benötigen, um wieder aufzutanken. Das aber wird oft vernachlässigt.

Frau P. möchte wissen, wie sie mit Fragen und Problemen im Pflegeheim umgehen soll. Sie kann die Mutter nicht (mehr) zu Hause versorgen, aber im Pflegeheim nehmen sich die Pflegekräfte zu wenig Zeit. Nun kämpft Frau P. mit Schuldgefühlen.

Wertvolle Erfahrungen

Die Pflege eines Angehörigen kann auch erfüllend sein. Frau S. erkennt in der Rückschau, wie tief ihre Beziehung zum Vater durch die Pflege geworden ist und möchte das nicht missen. Dies war für die wichtig für ihre eigene Auseinandersetzung mit Sterben und Tod.

Unsere Gruppe

In der Gruppe werden wertvolle Erfahrungen ausgetauscht. Sie erfahren von betroffenen Frauen und Männern, wie diese in ihre Pflege- und Betreuerrolle hineinwachsen und welche Phasen sie dabei durchleben. Wir hören zu, wenn eine über sich traurig oder wütend ist, weil die Geduld gerissen ist. Auch Gewalt in der Pflege und Betreuung ist kein Tabuthema.

Die Gruppe stärkt und stützt sich gegenseitig. Dabei hilft Ihre persönliche Geschichte mit den eigenen Erfahrungen auch den anderen und regt dazu an, gemeinsam Lösungen zu finden.

In der Gruppe finden Sie zudem die im Alltag oft fehlende Anerkennung. Der Umgang in der Gruppe ist offen, wertschätzend, fantasievoll, entlastend und oft fröhlich.

Hier erleben Sie lebendige Selbsthilfe. Sie sind in der Gruppe willkommen!