Kurze Geschichte der Evangelischen Kirchengemeinde Rodenkirchen

Bescheidene Anfänge
Mehr evangelische Aktivitäten in Rodenkirchen
Gemeindeleben in Rodenkirchen in den 1930ern
Kriegsfolgen
Eigenständigkeit, Wachstum, neue Kirche
Sürth-Weiß und Rondorf
Pfarrer in Rodenkirchen seit 1979
Weitere Informationen

  

Bescheidene Anfänge

Kirchengemeinden wachsen in der Regel im Laufe vieler Jahre aus bescheidenen Anfängen. Im Falle Rodenkirchens sind diese Anfänge mit dem Nachbarort Bayenthal verbunden. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wuchs nämlich im Kölner Süden die Zahl der Evangelischen durch Ansiedlung von Industriebetrieben schnell an. So entstand 1899 die Gemeinde Bayenthal, zu der auch Zollstock, Raderberg, Raderthal, Marienburg, Rondorf und eben Rodenkirchen gehörten.

Doch der Zuzug evangelischer Familien ging weiter, da gerade Rodenkirchen als gute Wohnlage in der unmittelbaren Nähe Kölns entdeckt und geschätzt wurde. Bald sah sich die Gemeinde Bayenthal genötigt, den entfernt liegenderen Gemeindebezirk Rodenkirchen stärker zu verselbständigen. Ein erster Schritt dahin war, dass in den zwanziger Jahren in der katholischen Schule Rodenkirchens evangelische Gottesdienste stattfanden.

Mehr evangelische Aktivitäten in Rodenkirchen

Weit wichtiger aber war dann ab 1930 die Arbeit der Diakonisse Marie Conrad als Gemeindeschwester in Rodenkirchen. Ihre Tätigkeit vor allem im diakonischen Bereich legte das Fundament für den Aufbau einer eigenständigen Gemeinde.

So wurde 1931 auf ihr Betreiben in einem Haus in der Weißer Straße 1 ein Saal für Gottesdienste, den Frauenverein und die Jugendarbeit angemietet. 1932 erwarb die Bayenthaler Gemeinde ein ehemaliges Ziegeleigelände an der Sürther Straße, auf dem für Rodenkirchen ein eigenes Gemeindehaus entstehen sollte. Am 10. März 1935 wurde dieses Haus, das „Ernst-Moritz-Arndt-Haus“, feierlich der Gemeinde übergeben.

Zu diesem Zeitpunkt stand eigentlich fest, dass auf die Dauer der Rodenkirchener Bezirk ganz selbständig werden müsse. Einen Schritt auf dem Weg dorthin war, dass seit 1934 mit Pastor Johannes Friedrich Benjamin Kühler ein Hilfsprediger ausschließlich für Rodenkirchen zuständig war.

Gemeindeleben in Rodenkirchen in den 1930ern

Kühler legte 1935 einen Bericht über das Gemeindeleben in Rodenkirchen vor, der einige Schwerpunkte der Gemeindearbeit erkennen lässt. So war durch den Bau des Ernst-Moritz-Arndt-Hauses endlich ein angemessener Gottesdienstraum entstanden. 19 Katechumenen und 18 Konfirmanden fanden nun genügend Platz, ebenso die wöchentlichen Treffen des Frauenvereins, an denen rund 60 Frauen teilnahmen. Kühler erwähnt dann noch den Kirchenchor, sowie ein kleines Orchester und schließlich Kinder- und Jugendarbeit.

Der eigentliche Aufbau der Rodenkirchener Gemeinde fällt in die Zeit des Kirchenkampfes. Die evangelische Kirche in Deutschland spaltete sich 1933 über der Frage, wie sich die Kirche und ihre Gemeinden zum NS- Staat verhalten sollten. Die offiziellen Dokumente aus Rodenkirchen verraten nicht, dass dies hier ein Problem gewesen sei. Pastor Kühler betont in seinem Gemeindebericht von 1935 das gute Einvernehmen mit der örtlichen NSDAP und die Übereinstimmung in der Jugendarbeit. Zeitzeugen weisen jedoch darauf hin, dass Kühler durch diese Äußerungen wohl seine Gemeinde schützen und vor Zugriffen der Behörden bewahren wollte.

Kriegsfolgen

Emil KarI Werner Frenz löste im Oktober 1938 Pastor Kühler als Hilfsprediger in Rodenkirchen ab. Frenz wurde jedoch 1940 einberufen und kehrte erst im September 1945 in die Gemeinde zurück. Zunächst bestand die größte Herausforderung in der Bewältigung der Kriegsfolgen.

Zum einen war das Gemeindehaus 1944 schwer beschädigt worden, so dass Gottesdienste und Gemeindeveranstaltungen dort vorerst nicht stattfinden konnten. Sodann strömten aus dem Osten viele Flüchtlinge nach Rodenkirchen, denen oft das Nötigste fehlte und die dringend versorgt werden mussten. Schließlich waren die Reste nationalsozialistischer Einflüsse auf die Kirche zu beseitigen. Auf Anordnung der Kirchenleitung wurden in der Evangelischen Kirche der Rheinprovinz alle Presbyterien aufgelöst und aus den Presbytern, die bereits 1932 im Amt waren und noch in der Gemeinde lebten, neue, vorläufige Gemeindeleitungen gebildet. Aus Rodenkirchen wurden ins vorläufige Presbyterium der Kirchengemeinde Bayenthal die Herren Farne und Thielen entsandt.

Eigenständigkeit, Wachstum, neue Kirche

Nachdem die schlimmsten Kriegsfolgen beseitigt waren, verfolgten Pastor Frenz und seine Bezirkspresbyter energisch das Ziel, Rodenkirchen zu einer selbständigen Gemeinde zu machen. Die Kirchenleitung gab diesem Wunsch statt und verfügte zum 1. Oktober 1948 die Errichtung der „Evangelischen Kirchengemeinde Rodenkirchen“. Zugleich wurde Werner Frenz zum ersten Pfarrer der neuen Gemeinde ernannt. So konnte am 13. März 1949 zu einer Doppelfeier eingeladen werden, zur Einführung von Pfarrer Frenz in sein Amt und zur Gründung der Gemeinde.

Durch Zuzug wuchs die neue Gemeinde rasch. Lebten 1934 etwa 500 Evangelische in Rodenkirchen, so waren es 1959 bereits 3650. Der Kirchsaal im Ernst-Moritz-Arndt-Haus schien daher auf die Dauer als Gottesdienstraum nicht mehr geeignet. Deshalb beantragte das Presbyterium 1959 beim Gesamtver-band der Evangelischen Kirchengemeinden in Köln die Bereitstellung von Mitteln für den Bau einer Kirche.

Daraufhin konnte Ende 1962 ein Architektenwettbewerb stattfinden, bei dem der Entwurf der Solinger Architekten Gert Sauerzapf und Wolfgang Nathow gewann. Für den Entwurf sprachen aus der Sicht des Preisgerichts die Verbindung von Gemeindehaus und Kirche, die winkelförmige Anordnung der Sitzblöcke und der Versuch, durch unterschiedliche Deckenhöhen den Besuchern ein stufenweises Erleben des Kirchenraumes zu ermöglichen.

Sürth-Weiß und Rondorf

Das enorme Wachstum der Gemeinde führte dazu, dass die anfallende Arbeit nicht mehr nur von einem Pfarrer erledigt werden konnte. 1962 waren es bereits mehr als 8000 Evangelische, die Pfarrer Frenz zu versorgen hatte.

Außerdem zeigte sich, dass sich die Gemeindebezirke Sürth-Weiß und Rondorf eigenständig entwickelten. 1962 stellte die Gemeinde daher den Antrag auf Ver-selbständigung des Bezirks Sürth-Weiß, der jedoch abgelehnt wurde. Allerdings wurde 1965 eine zweite Pfarrstelle für den Bezirk eingerichtet, in die 1967 Pfarrer Klaus Mielke gewählt wurde und die er bis zu seinem Tod 1990 innehatte.

Kurze Zeit später konnte in Sürth mit dem Bau des Gemeindezentrums begonnen werden, das 1970 eingeweiht wurde.
Nachdem die Gemeinde zwischenzeitlich auf über 10.000 Glieder angewachsen war, wurde 1967 für den Bezirk Rondorf ebenfalls eine eigene Pfarrstelle bewilligt. Sie übernahm ab 1968 Karl-Hermann Grünschlag zuerst als Vikar, ab 1970 bis 1975 als Pfarrer. Sein Nachfolger war bis 1980 Dr. Reinhard Schmidt.

Im Mai 1974 wurde Dr. Günter Wolf in die neu errichtete vierte Pfarrstelle der Gemeinde Rodenkirchen eingeführt. Im Juni 1974 ging Pfarrer Frenz in den Ruhestand. 1979 wurden die Gemeindebezirke Rondorf und Sürth-Weiß selbständige Gemeinden.

Pfarrer in Rodenkirchen seit 1979

Bezirk I:

Sebastian Heimann (1977-1982)
Winfried Landgrebe (1982-2005)
Pfarrstelle aufgehoben zum 01.07.2007

Bezirk II:

Dr. Günter Wolf (1974-1990)
Michael Miehe (seit 1991)

Weitere Informationen

Die Darstellung der Gemeindegeschichte fußt weitgehend auf Dr. Thomas Hübner, Die Geschichte der Evangelischen Kirchengemeinde Rondorf, 1988

Die Geschichte des Baus des Gemeindehauses im Zusammenhang mit der allgemeinen politischen und kirchlichen Entwicklung sowie der Entwicklung der Gemeinde Bayenthal ist ausführlich dargestellt worden von Dr. Günter Wolf, Evangelische Kirchengemeinde Bayenthal im Dritten Reich. In: Reformationskirche der Gemeinde Köln-Bayenthal 1905 bis 2005, hg. von Bernhard Seiger, Köln 2005, 54-82